Schulung des Instituts Ramon Lull: LektorInnen von Originalen für VerlegerInnen

Das Institut Ramon Llull hat am 25. und 30. März 2021 eine Schulung für LektorInnen von Originalen für VerlegerInnen organisiert. Sie richtete sich an 22 Studierende deutscher und österreichischer Universitäten, so nahmen unter anderem fünf Interessierte der Ruhr-Universität Bochum, und insgesamt 17 der Universität Leipzig, der Universität Hamburg, der Eberhard Karls Universität Tübingen, der Philipps-Universität Marburg und der Universität Wien teil. Der Kurs fand über die Plattform Zoom statt und war aufgeteilt in einen theoretischen und einen praktischen Teil. Ersterer ereignete sich am 25. März und wurde von den Referentinnen Carlota Torrents, Gründerin der Literaturagentur Asterisc Agents und Co-Direktorin des Masterstudiengangs Publishing der Universität Pompeu Fabra und Kirsten Brandt, literarische Übersetzerin aus dem Katalanischen ins Deutsche, gestaltet.

Zunächst klärte Carlota Torrents die Studierenden über die Aufgabe einer LektorIn auf und unterrichtete sie über die bestehenden Möglichkeiten, als LektorIn an literarische Arbeit zu kommen. Danach führte Kirsten Brandt die Studierenden in die unerlässlichen Bestandteile eines durch eine LektorIn verfassten Gutachtens über ein Original ein. Hierzu gehören wichtige Charakteristiken, die die LektorInnen selbst mit sich bringen müssen. Es handelt sich nämlich nicht nur um das Lesen und Widergeben des Inhalts eines Buches, sondern auch um das richtige Beurteilen jenes im Hinblick auf seine Vermarktbarkeit auf dem deutschen Buchmarkt. Hierzu zählt beispielsweise die Frage, ob eine vorherrschende inhaltliche Exotik eines katalanischen Buches einer Veröffentlichung in Deutschland im Wege stehen oder ob sie das Buch gerade für den deutschen Buchmarkt spannend machen würde.

Neben diesem Kriterium für die Vermarktbarkeit eines katalanischen Originals in Deutschland zeigte sie noch viele weitere auf, die gleichzeitig wichtige Bestandteile eines Gutachtens sind. Dazu zählen auch jene für die klassische Literaturbewertung bzw. -einschätzung, wie z.B. das Thema und dessen Behandlung, das Genre, der Schreibstil, die Erzählperspektive und die Charaktere.

Der zweite, praktisch ausgelegte Teil, begann am 30. März mit einem Vortrag Alexander Doblers, Literaturagent und Gründer der deutschen Agentur Under Cover, der sich ebenfalls auf die ökonomischen Aspekte, auf die VerfasserInnen eines Gutachtens bei der Auswahl und Beurteilung eines Originals achten müssen, bezog. Er stellte unter anderem Verlage vor, die bereits einiges an übersetzter katalanischer Literatur veröffentlicht haben und gab diesbezüglich konkrete Tipps, um herauszufinden, ob die ausgewählte Literatur für den deutschen Markt und für welchen Verlag innerhalb dieses interessant sein könnte.

Abgeschlossen wurde der zweite Teil der Schulung dann mit einer weiteren von Kirsten Brandt geleiteten Sitzung. Gemeinsam mit den Studierenden besprach sie deren für die Erstellung eines eigenen Gutachtens ausgewählte Werke im Hinblick auf AutorIn, Inhalt, Verlag und Vergleichswerke bzw. weitere Werke derselben Person. So bestand die Möglichkeit, jeder und jedem einzelnen Studierenden individuelle Tipps im Hinblick auf sein oder ihr eigenes erstes Gutachten zu geben.

Sowohl die gesamte Schulung als auch die ausgewählten Werke der Studierenden gestalteten sich sehr divers. Von Jacint Verdaguers Canigó aus dem Jahr 1886, über international weitgehend unbekannte Werke und AutorInnen, wie Ara que estem junts von Roc Casagran, bis zu international bereits sehr erfolgreichen AutorInnen, wie Albert Espinosa mit seiner neuesten Veröffentlichung Si ens ensenyessin a perdre guanyaríem sempre, war alles vertreten. Gerade für diejenigen Studierenden, die eine in Deutschland unbekannte AutorIn ausgewählt haben, besteht durch die Teilnahme an der Schulung des Instituts Ramon Llull nun die Möglichkeit, ihr Gutachten tatsächlich an Verlage heranzutragen und einen Fuß in die Welt der LektorInnen zu setzen.